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New York steht exemplarisch für die Spannungen der US-Wirtschaft: ein neuer Bürgermeister mit sozialer Agenda, ein historisch langer Government Shutdown, spürbare Inflation im Alltag und ein Finanzplatz, der mit 270 Park Avenue ein sichtbares Bekenntnis zur Dollar-Dominanz ablegt. Simon und Christoph ordnen ein, was diese Eindrücke vor Ort für Konjunktur, Politik und Anlegerportfolios bedeuten.
New York ist eine extrem wohlhabende, zugleich für Durchschnittsverdiener kaum bezahlbare Stadt, in der Mieten oft mehr als die Hälfte des mittleren Einkommens verschlingen und Maßnahmen wie Mietdeckel, kostenlose Verkehrsmittel oder höhere Spitzensteuern zwar Bestandsmieter kurzfristig entlasten, aber Investitionen, Neubau und die Steuerbasis unter Druck setzen können. Dauerhafte Entspannung entsteht nur über zusätzlichen Wohnraum und produktive Angebote wie Homeoffice, die aber wiederum die fiskalische Tragfähigkeit und Standortattraktivität der Stadt herausfordern.
Der jüngste, 43 Tage dauernde Government Shutdown verursacht zwar volkswirtschaftliche Kosten in Milliardenhöhe und belastet unmittelbar jene Haushalte, die ohne Gehalt weiterarbeiten müssen, wurde von den Kapitalmärkten aber relativ gelassen aufgenommen, weil eine Einigung erwartet wurde. Zöge sich ein Shutdown hingegen über mehrere Monate, würden die Kosten überproportional steigen und die bisherige Marktgelassenheit könnte in spürbare Risikoaversion umschlagen.
Selbst scheinbar moderate Inflationsraten von drei Prozent führen durch den Zinseszinseffekt über die Jahre zu deutlich höheren Preisniveaus als bei zwei Prozent und treffen insbesondere Haushalte mit niedrigerem Einkommen. Unternehmen reagieren mit Zweitrundeneffekten wie verdeckten Preisanpassungen über kleinere Portionen, Gebühren oder Serviceaufschläge, während Löhne oft hinterherlaufen. Echte Pricing Power lässt sich weniger an Branchen als an einzelnen Geschäftsmodellen mit starken Marken, knappen oder innovativen Produkten und stabiler Nachfrage festmachen.
Mit 270 Park Avenue setzt JPMorgan ein sichtbares Zeichen, dass New York als globaler Finanzknotenpunkt und Schaltstelle des Dollars seine Rolle behaupten will, eingebettet in einen dichten Cluster aus Banken, Asset Managern, Versicherern und Research-Häusern. Trotz geopolitischer Debatten bleibt der US-Dollar klar dominierende Weltreserve- und Transaktionswährung, und ein paralleles System mehrerer Leitwährungen würde für Unternehmen und Staaten höhere Komplexität und Absicherungskosten bedeuten.
Sinkende Leitzinsen schaffen grundsätzlich Rückenwind für Anleihen, doch höhere Inflation und Bonitätsrisiken sprechen eher für qualitativ hochwertige Emittenten und selektive Laufzeiten im mittleren Bereich als für extreme Duration. Attraktive Chancen ergeben sich vor allem in sorgfältig ausgewählten Unternehmens- und Schwellenländeranleihen, während Staatsanleihen der Kernländer zuletzt eher moderat abgeschnitten haben. Jetzt reinhören, um Christophs Meinung zu erfahren.
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